Flugplatz Tarnewitz
Der geheime Militärstützpunkt bei Boltenhagen
Auf der Halbinsel Tarnewitz, nur wenige Kilometer östlich des heutigen Ostseebads Boltenhagen, verbirgt sich ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte. Wo heute Segelboote im Yachthafen „Weiße Wiek“ liegen, befand sich einst ein streng geheimes militärisches Versuchsgelände – der Fliegerhorst Tarnewitz.
Entstehung in den 1930er-Jahren
Ab 1935 ließ die deutsche Luftwaffe auf der Halbinsel Tarnewitz eine Erprobungsstelle errichten, die unter höchster Geheimhaltung stand. Die abgeschiedene Lage an der Ostseeküste bot ideale Bedingungen, um neue Bordwaffen, Bomben und Flugzeugkanonen zu testen. Das Gelände war vollständig umzäunt und nur für militärisches Personal zugänglich.
Technische Besonderheiten – die flutbare Landebahn
Ein besonderes Merkmal der Anlage war die teilweise flutbare Landebahn. Über Schleusen und Pumpensysteme konnte Wasser kontrolliert auf die Start- und Testflächen geleitet werden. Damit konnten Notwasserungen, Seezielübungen und Bombenabwürfe über Wasser realistisch simuliert werden – eine in Europa einmalige Versuchsanlage.
Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit
Während des Zweiten Weltkriegs wurden in Tarnewitz zahlreiche Flugzeugtypen und Bewaffnungen erprobt, unter anderem für Jagdflugzeuge wie die Messerschmitt Bf 109. Nach Kriegsende übernahm zunächst die Rote Armee das Gelände und nutzte es weiter für militärische Tests. Später diente es der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR als Übungs- und Waffenplatz.
Vom Sperrgebiet zur „Weißen Wiek“
Mit der deutschen Wiedervereinigung endete die militärische Nutzung. Das Areal wurde entgiftet, saniert und für den Tourismus geöffnet. Heute erinnert kaum noch etwas an die frühere Erprobungsstelle. Auf dem ehemaligen Flugplatz entstand die moderne Marina „Weiße Wiek“ – ein Ort der Ruhe, wo einst militärische Geheimhaltung herrschte.
Spuren der Vergangenheit
Wer aufmerksam durch Tarnewitz spaziert, entdeckt noch Reste alter Bunker, Schießstände und Fundamentanlagen, die stumme Zeugen dieser Zeit sind. Informationstafeln vor Ort erzählen die Geschichte des Geländes und machen deutlich, wie eng Krieg, Forschung und Fortschritt hier miteinander verbunden waren.
Heute steht Tarnewitz sinnbildlich für den Wandel der Region – vom militärischen Sperrgebiet zum Ort der Erholung. Zwischen Segelbooten, Ferienwohnungen und der Ostseebrise ist die Vergangenheit zwar nicht mehr sichtbar, aber in der Geschichte Boltenhagens tief verankert.
🔧 Besonderheiten des Flugplatzes Tarnewitz
- Erbauung: Ab 1935 als Erprobungsstelle der Luftwaffe auf der Halbinsel Tarnewitz.
- Geheime Nutzung: Streng abgeschirmtes Testgelände für Bordwaffen, Bomben und Flugzeugkanonen.
- Einzigartige Fluttechnik: Teile der Landebahn konnten gezielt mit Meerwasser überflutet werden, um Notwasserungen und Seezielübungen zu simulieren.
- Architektur: Massiv gebaute Bunker, Schießstände, Beobachtungstürme und Laborgebäude aus Stahlbeton – teilweise noch heute im Gelände erkennbar.
- Testanlagen: Spezielle Vorrichtungen für Waffentests an Flugzeugrümpfen, bewegliche Zielplattformen und gepanzerte Versuchsräume.
- Schutzsysteme: Unterirdische Kabelkanäle, Splitterschutzwände und Beobachtungsbunker für Testpersonal.
- Nachkriegsnutzung: Nach 1945 durch die Rote Armee, später durch die NVA bis 1990 weitergenutzt.
- Heutige Nutzung: Gelände vollständig saniert – Standort der Marina „Weiße Wiek“ und Ferienanlage.
Ja. Teile der Start- und Testflächen konnten kontrolliert mit Wasser geflutet werden, um Notwasserungen und Seezielübungen zu simulieren.
Ab 1935 als streng abgeschirmte Erprobungsstelle der Luftwaffe. Die abgeschiedene Lage an der Ostsee bot ideale Bedingungen für geheime Tests.
Reste von Bunkern, Fundamenten und ehemalige Schießstände sind noch zu erkennen. Das Gelände wurde saniert und zur Marina „Weiße Wiek“ umgestaltet.
Zunächst nutzte die Rote Armee das Areal weiter für militärische Zwecke, später diente es der Nationalen Volksarmee (NVA) bis 1990 als Übungs- und Testgelände.
Heute ist die Halbinsel Tarnewitz ein touristisches Ziel mit der modernen Marina „Weiße Wiek“, Ferienanlagen und Naturwegen – ein Ort der Erholung mit geschichtlichem Hintergrund.